Der Name Franz Rieger ist selbst in der literarischen Community von
Oberösterreich nur mehr uns Älteren ein Begriff. Sein Werk droht in
Vergessenheit zu geraten. Ein bedauerlicher Irrtum, denn der 2005 verstorbene
Franz Rieger gehört zu den besten Erzählern des Landes. Er war schon fünfzig,
als 1973 sein erster Roman „Paß“ erschien; geschrieben hat Franz Rieger
allerdings schon seit seiner Jugend. Schreiben war seine eigentliche Daseinsform,
auch wenn seine in eigenwilliger Mikroschrift beschriebenen Manuskripte jahrelang von
Verlagen zurückgewiesen wurden.
Rieger kämpfte nicht um den äußeren Erfolg, er suchte nicht
einmal das sogenannte Licht der Öffentlichkeit. Er schrieb unentwegt, weil er
schreiben musste. Seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie sicherte er
seit 1955 als Bibliothekar bei den Büchereien der Stadt Linz.
Nachdem im Jahr 1973 der Roman „Paß“ erschienen war, stieg – zumindest
vorübergehend – die Wahrnehmungskurve steil an. In rascher zeitlicher Folge wurden
nun weitere Romane gedruckt. Riegers bis heute meistgelesenes Buch ist –
vorrangig wegen dessen gesellschaftskritischer Thematik – der Roman
„Schattenschweigen oder Hartheim“ (1985). Die Rieger-Ausstellung im StifterHaus
zeigt allerdings, dass es bedauerlich wäre, würde man den Autor auf sein
erfolgreichstes Werk reduzieren.
Das Ausstellungskuratorium, bestehend aus Gerhard
Zeillinger, Georg Hofer und Petra-Maria Dallinger, rückt neun Bücher von Franz
Rieger ins Zentrum (Ausstellungsgestaltung: Gerold Tagwerker), denen fünf bestimmende
Motive und Themen der literarischen Rieger-Welt zu entnehmen sind: das Dorf,
das Schweigen, beobachten und beobachtet werden, bedrohte Psyche, Gewalt.
Inhalt und Sprache weisen Franz Rieger als abseitigen, eigenwilligen
Repräsentanten der literarischen Moderne aus, dessen Werk prominente
Assoziationen anstößt: die Verlorenheit von Franz Kafkas Protagonisten, die
abgründige Ereignisarmut in der Prosa von Adalbert Stifter, die
gesellschaftskritische Haltung von Thomas Bernhard.
„Der monomanische Schreiber: Franz Rieger (1923-2005)“;
StifterHaus Linz, Ausstellungsdauer: 21.6.23 – 23.5.24, Dienstag-Sonntag 10-15
Uhr
(Dieser Beitrag beruht auf meinem Bericht für die OÖN vom 24.6.23)
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