Gestern habe ich im Linzer
Schauspielhaus Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“ gesehen. 3 Stunden und
15 Minuten intensive Schauspielkunst bestärken mich wieder einmal in meinem Verständnis
von Klassiker-Pflege auf der Bühne. 1. Ein Bühnentext, der die Bezeichnung „klassisch“
verdient, ist grundsätzlich nicht „verstaubt“. Wäre er das, wäre er nämlich
kein Klassiker. 2. Genaues Textverständnis (im streng philologischen Sinn) ist
die Voraussetzung jeder überzeugenden Regiearbeit. Bevor ein Regisseur (egal,
welchen Geschlechts) seine subjektiven Intentionen einbringt, soll er/sie
wissen, was die Intention des Autors/der Autorin war 3. Ein wahrlich nicht einfacher,
aber gehaltvoller Text wie „Professor Bernhardi“ braucht weder eine „Überschreibung“
noch andere Brachialmethoden der „Aktualisierung“, denn 4. Das Theaterpublikum
ist nicht blöd. Sonderpädagogischen Nachhilfeunterrichts durch die Regie bedarf
es nicht. Wer nicht ganz naiv ist, erkennt, dass die politische Dynamik, die Bernhardi
vor Gericht bringt, im Konkreten zwar historisch ist, aber strukturelle Entsprechungen
im Hier und Jetzt aufweist. 5. Die heilige Dreifaltigkeit meines Glaubens an,
meiner Hoffnung auf, meiner Liebe zu Klassiker-Inszenierungen: gute
Schauspieler, gute Schauspieler, gute Schauspieler – egal, welchen Geschlechts
(es soll halt zu den Figuren im Stück passen). Glücklicherweise gibt es die am
Linzer Landestheater. Bravo und Gratulation!
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