Donnerstag, 18. Mai 2023

Kulturbrief 1: "Professor Bernhardi" im Linzer Landestheater - So mag ich Klassiker-Inszenierungen

 

Gestern habe ich im Linzer Schauspielhaus Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“ gesehen. 3 Stunden und 15 Minuten intensive Schauspielkunst bestärken mich wieder einmal in meinem Verständnis von Klassiker-Pflege auf der Bühne. 1. Ein Bühnentext, der die Bezeichnung „klassisch“ verdient, ist grundsätzlich nicht „verstaubt“. Wäre er das, wäre er nämlich kein Klassiker. 2. Genaues Textverständnis (im streng philologischen Sinn) ist die Voraussetzung jeder überzeugenden Regiearbeit. Bevor ein Regisseur (egal, welchen Geschlechts) seine subjektiven Intentionen einbringt, soll er/sie wissen, was die Intention des Autors/der Autorin war 3. Ein wahrlich nicht einfacher, aber gehaltvoller Text wie „Professor Bernhardi“ braucht weder eine „Überschreibung“ noch andere Brachialmethoden der „Aktualisierung“, denn 4. Das Theaterpublikum ist nicht blöd. Sonderpädagogischen Nachhilfeunterrichts durch die Regie bedarf es nicht. Wer nicht ganz naiv ist, erkennt, dass die politische Dynamik, die Bernhardi vor Gericht bringt, im Konkreten zwar historisch ist, aber strukturelle Entsprechungen im Hier und Jetzt aufweist. 5. Die heilige Dreifaltigkeit meines Glaubens an, meiner Hoffnung auf, meiner Liebe zu Klassiker-Inszenierungen: gute Schauspieler, gute Schauspieler, gute Schauspieler – egal, welchen Geschlechts (es soll halt zu den Figuren im Stück passen). Glücklicherweise gibt es die am Linzer Landestheater. Bravo und Gratulation!

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