Donnerstag, 6. Juni 2024

Kulturbrief 18: Wie man eine Prophetenstimme zum Klingen bringt. Mendelssohns "Elias" in der Friedenskirche

 Mit einer beeindruckenden Aufführung von Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium „Elias“ beendete die Sinfonia Christkönig am 26. Mai in der Friedenskirche Linz-Urfahr ihre dreiteilige Konzertreihe 2023/24. „Elias“ hat eine langwierige, fast zehnjährige Entstehungsgeschichte, die damit beginnt, dass Felix Mendelssohn-Bartholdy im Jahr 1836 zu seinem Freund Karl Klingemann sagt, er halte die Geschichte des Propheten Elias, wie sie im ersten Buch der Könige (1 Kön 19,11-13) erzählt werde, als „herrlich“ geeignet für ein Oratorium.

Die Arbeit am Libretto, die Klingemann nicht weiterverfolgte, übernahm – gemeinsam mit Mendelssohn selbst – der Dresdener Pastor Julius Schubring, der das alttestamentarische Narrativ des mutigen, auch erbarmungslosen Propheten und seines zürnenden Gottes mit christologischen, also neutestamentarischen Akzenten durchsetzte. Der zum Christentum konvertierte Mendelssohn-Bartholdy hatte damit kein Problem, achtete aber darauf, dass der alttestamentarische Erzählduktus nicht zu sehr aufgeweicht wurde, was allein aus dramaturgischen Gründen sinnvoll war. Die Uraufführung des Oratoriums in Birmingham (1846) war ein großer Erfolg. Mendelssohn veranschaulichte den dramatischen Handlungsbogen der Elias-Geschichte in einer abwechslungsreichen musikalischen Nummernfolge, setzte neben dem Chor mehrere Solostimmen und einen großen Orchesterapparat ein.

Eduard Matscheko, dem musikalischen Leiter der Sinfonia Christkönig, gelang es wieder einmal, sein Ensemble zu einer künstlerischen Glanztat zu führen. Als ebenso stimmsichere wie interpretatorisch einfühlsame Solisten bewährten sich Ilja Staple (Sopran), Valentina Kutzarova (Alt), Jan Petryka (Tenor), Klaus Kuttler (Bariton) sowie im berührenden Engelsterzett „Hebe deine Augen auf“ Elisabeth Baehr, Gabriel Federspieler und Selma Spitzer. Eduard Matscheko und die Sinfonia Christkönig brachten die wechselhaften Stimmungs- und Klangnuancen der Komposition wirkungsvoll zum Singen und Klingen.

Dass der wechselhafte Einfall des nachmittäglichen Sonnenlichts in den Kirchenraum die „Elias“-Dramaturgie kongenial unterstützte, mag man – ganz nach dem Ausmaß eigener Wundergläubigkeit – als schönen Zufall oder höhere Gnade einordnen. Jedenfalls dankte das zahlreich erschienene Publikum nach mehr als zwei Stunden konzentrierten Lauschens mit ausdauerndem Beifall und Jubel.

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