Sonntag, 26. Mai 2024

Kulturbrief 17: Subventioniertes Jakobinerspielen als Festspieleröffung

Ich habe im Fernsehen die Eröffnung der Wiener Festwochen gesehen und gehört. Ich war aufgrund der Vorberichte gewarnt und hatte trotzdem den festen Vorsatz der Vorurteilslosigkeit. Aber trotz ehrlichen Bemühens sehe ich dieses Jakobinerspielen nur im Planquadrat von ALBERN - REFLEXIONSBEFREIT - SELBSTGEIL - GRUSELIG. Diesen subventionierten Revolutionshabitus finde ich ebenso pubertär wie fahrlässig. Ich hoffe, die einzelnen Produktionen setzen andere politische Zeichen (oder gar keine vordergründigen!) und erheben sich über das künstlerische Niveau der Eröffnung. Mit gewisser Sorge sehe ich dem Gerichtshof der freien Republik Wien entgegen. Mit selbstherrlichen, machtgeilen Revolutionstribunalen dieser Sorte haben wir ja in der Geschichte die tollsten Erfahrungen gemacht. Warum gibt sich eine Irmgard Griess für dieses Kasperltheater her? Allerdings muss ich selbstkritisch einräumen, dass ich zu den alten, weißen Säcken gehöre, für die die Gruppe "Bipolar feminin" bei der Eröffnung der Festspiele diesen um menschliche Nähe bemühten Refrain gesungen hat: "Ich töte euch alle / Ich bring euch alle um / Vielleicht häng ich euch auf / Vielleicht stech ich euch in den Bauch." Nur zu! Wenn ihr die Zukunft seid, will ich sie eh nicht erleben.

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